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Reisen & Kultur

Regensburg – eine alte Stadt zeigt sich ganz jung

15.10.2025
7 Minuten

2 000 Jahre Geschichte legen eine malerische, aber falsche Fährte: Regensburg in Ostbayern ist trotz der historischen Kulisse eine der muntersten Städte in Deutschland

Sabine Braun

Zusammenfassung

In der lebendigen Altstadt von Regensburg locken Sehenswürdigkeiten wie die Steinerne Brücke und der Dom St. Peter. Regensburg vereint historische Architektur, studentisches Leben und kulturelle Vielfalt – ein Ort, an dem Tradition und Moderne aufeinandertreffen. Hier die besten Tipps für einen City-Trip

Das Dackelmuseum ist ein Besuchermagnet

„Wir sind das erfolgreichste Museum in Regensburg“, sagen Sepp Küblbeck und Oliver Storz unisono und lächeln verschmitzt. Ihre Behauptung ist recht forsch – aber auch nicht ganz falsch. Ihr „weltweit erstes und einziges Dackelmuseum“ lockt schließlich seit seiner Eröffnung im Frühjahr 2023 täglich mehr Besucher an, als die überschaubaren Räumlichkeiten mitten in der Regensburger Altstadt fassen können. Die Schlange sei jedenfalls manchmal länger als vor dem Museum „Haus der Bayerischen Geschichte“ rund einen Kilometer Luftlinie entfernt, versichern die beiden Betreiber. Nun. Der Vergleich zwischen dem 2 500 Quadratmeter großen Renommierbau am Donauufer, der 2019 eröffnet wurde, und dem gemütlichen Dackelbau in der Weiße-Hahnen-Gasse klingt schon recht verwegen.
Doch Küblbeck und Storz lachen die Bedenken weg. Gut gelaunt führen die beiden gelernten Floristen, die das Museum nach fünf Jahren von Passau nach Regensburg überführten, durch ihre amüsante Ausstellung: Über 10 000 Objekte haben sie hier zusammengetragen. Vom kuriosen Wackeldackel bis zu kulturgeschichtlichen Folianten, von Waldi, dem Münchner Olympia-Maskottchen von 1972, bis zu Starfotos von Romy Schneider mit Teckel im Arm ist wirklich alles dabei. Amüsant und warmherzig ist dieses schräge Sammelsurium auf jeden Fall. Das ist in einer Stadt wie Regensburg mehr als die halbe Miete. „Mei, des is doch liab“, rechtfertigt eine Dame aus Tutzing ihren Besuch in der Welt der Krummbeiner. Sie ist nach Regensburg gekommen, um bei ihrem studierenden Sohn nach dem Rechten zu sehen. Ob sie auch das „Haus der Bayerischen Geschichte“ besuche? „Des grässliche Trumm? Sicher net!“

Die Altstadt wurde zum UNESCO-Welterbe erklärt

Mit der Ablehnung des modernen Museums am Donaumarkt ist sie beileibe nicht allein. Der Bau des Frankfurter Architekten Stefan Traxler, in dem neben 2 000 Jahren bayerischer Geschichte auch Sonderausstellungen gezeigt werden, polarisiert. In der Regensburger Stadtzeitung bezeichnete man das Museum schlicht als scheußlichen Betonklotz. Und ein wenig stimmt das schon: Zu den malerischen Kulissen der mittelalterlichen Altstadt verhält sich das reduzierte Gebäude tatsächlich wie ein schwarzer Schuhkarton zu einem bunten Hexenhäuschen.
Aber dennoch sagt allein die räumliche Nähe der beiden Museen eine Menge über Regensburg aus: Hier kommt Gegensätzliches auf ganz vielen Ebenen zusammen. Die Regensburger Altstadt zum Beispiel, die seit 2006 mit ihren über 1 000 denkmalgeschützten Gebäuden zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde, wird von auffallend vielen jungen Menschen bevölkert. Sie sitzen am Donauufer und auf den Plätzen in zünftigen Kneipen und Biergärten und sorgen vor den prächtigen Patrizierburgen der Stadt für eine frische, lebendige Atmosphäre.

Das Zuhause der Domspatzen gilt als „nördlichste Stadt Italiens“

Die Hauptstadt des Regierungsbezirks Oberpfalz in Ostbayern hat knapp 160 000 Einwohner, darunter sind inzwischen über 30 000 Studenten. Beinahe jeder Fünfte studiert, lebt und feiert in Regensburg. Das prägt das Bild. Sozial und kulturell. Der Freizeitwert von Regensburg also ist beträchtlich, die „nördlichste Stadt Italiens“ (Selbstwahrnehmung!) verfügt neben der guten Laune seiner Bevölkerung über zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Die berühmte Steinerne Brücke aus dem 12. Jahrhundert zum Beispiel ist eines der Wahrzeichen der Stadt und galt im Mittelalter als Weltwunder.
Auf 315 Meter Länge verbinden die 15 Bögen und 14 Pfeiler der Brücke die Altstadt mit dem ebenso idyllischen Viertel Stadtamhof, am Fuß der Brücke liegt die malerische Donauinsel. Dieses beeindruckende Panorama wirkt auf die Besucher der Stadt wie künstlich geschaffen, ist aber echt und vor allem: lebendig. Auf den Mäuerchen am Ufer sitzen Jung und Alt bei schönem Wetter beim Bier, beim Picknick oder auch mit der Eiswaffel in der Hand und lassen den lieben Gott einen guten Mann sein. Und gutes Wetter, auch das fällt auf, ist im südlichen Teil des Regierungsbezirks Oberpfalz in Ostbayern wahrlich keine Seltenheit.
Der gotische Dom St. Peter mit seinem berühmten Chor, den Regensburger Domspatzen, ist für viele Besucher die erste Anlaufstelle in der Stadt. Gleich gefolgt von einem Wahrzeichen der kulinarischen Art: Die „historische Wurstkuchl“ liegt seit über 500 Jahren neben der Steinernen Brücke und erfreut sich größter Beliebtheit. Das Standardgericht wird auf Biergartentischen serviert: Bratwürstl mit Kraut und süßem Senf.

Eine Schifffahrt auf der Donau gehört dazu

Anschließend schafft es der vollumfänglich gesättigte Gast gerade noch, ein paar Meter weiter am Anlegesteg der Regensburger Schiffsflotte in eines der schicken weißen Ausflugsschiffe der Firma Klinger zu steigen. Das nämlich gehört in Regensburg zum festen Programm seiner Besucher: einmal auf der schönen blauen Donau schippern.
Zumal der Donaulimes es 2021 ebenfalls auf die Liste UNESCO-Welterbe geschafft hat. Das gilt in erster Linie für spezielle Stätten, die am Verlauf der Donau liegen und aus der römischen Epoche erhalten sind. Für Regensburg sind das unter anderem die Befestigungsmauern mit dem Porta Praetoria und einige Teilflächen im Großen Gräberfeld an der Kumpfmühler Brücke.
Doch so wichtig solch eine Ehre auch für Historiker und UNESCO-Fans sein mag: Mit dem Schiff auf eine rund einstündige „Strudelfahrt“ aufzubrechen ist ganz unabhängig davon eine gute Idee und bietet viele schöne Fotomotive. Wer etwas Zeit mitbringt, kann sich auf der Donau auch gleich zur Walhalla bei Donaustauf schippern lassen. Die imposante klassizistische Ruhmeshalle wurde einst von König Ludwig I. errichtet. Vom Schiffsanleger bis zum Gipfel der Walhalla wartet ein rund 15-minütiger Anstieg auf Besucher. Belohnt wird diese Anstrengung mit einem prächtigen Monument mit 52 Säulen und grandiosen Ausblicken.

Die mittelalterliche Altstadt ist voller Bars, Restaurants und Gaststuben

Wenn man der Eigenwerbung Regensburgs glauben darf, herrscht in der Stadt die größte Kneipendichte Deutschlands. Spaziert man durch die mittelalterlichen Gassen der Altstadt, scheint das zumindest denkbar. Überall sitzt und steht man hier in und auch vor einladenden Bars, Restaurants und Gaststuben. Auffällig ist, wie unterschiedlich das Publikum ist: Neben den vielen Studenten erliegen auch diverse ältere Semester den Verlockungen der Regensburger Gastronomie. Vor der populären „Cafe-Bar“ in der Gesandtenstraße etwa ist Aperol Spritz derzeit das Getränk der Wahl. Am Bismarckplatz, wo auf der einen Seite das „Haus der Musik“ und gleich gegenüber das „Theater Regensburg“ von der kulturellen Vielfalt der Stadt künden, sitzen Einheimische auf dem Rand eines malerischen Brunnens und holen sich in der „Neue Filmbühne“-Kneipe das Thurn & Taxis-Pils. Apropos: Gloria von Thurn und Taxis, einst schrille Punk-Nudel, die inzwischen vor allem mit ihren Ansichten und Äußerungen für Skandale sorgt, lebt auch nach dem Tod ihres Prinzen Johannes weiterhin im Regensburger Schloss St. Emmeram. Das Haus, mit über 500 Räumen ist es das größte privat bewohnte Schloss des Landes, ist mit seinem Museum, den Festspielen und seinem Weihnachtsmarkt von großer Bedeutung für den Tourismus in der Oberpfalz. Bei einer Führung können Besucher Emmeram samt Kreuzgang, Marstall und Schatzkammer erkunden.

Handwerksspaziergang zu besonderen Manufakturen und Läden

Ein Fehler allerdings wäre es, nur die gängigen Regensburger Sehenswürdigkeiten in Augenschein zu nehmen. Seit einigen Jahren bietet die Tourismusbehörde der Stadt einen „Handwerkspaziergang“ an – ganz in der mittelalterlichen Tradition, als Regensburg für seine Handwerkskunst weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt war. Der Schwerpunkt liegt dabei auf inhabergeführten Geschäften mit Manufaktur-Charakter wie beispielsweise dem kreativen „Carakess“, in dem Claudia Flügel-Eber kunstvolle Perlbeutel strickt und dort sogar ein kleines Museum mit Café betreibt. Originell auch der Verkaufsraum der Bürstenmacherei Ernst in der Glockengasse, der so authentisch inszeniert wirkt wie eine nostalgische Apotheke im Film, tatsächlich aber seit 1894 in genau diesem Ambiente alles feilbietet, was zur Reinigung von Körper und Heim gebraucht wird.
Glamouröser geht es bei „Der Hutmacher am Dom“ zu, denn hier residiert Andreas Nuslan als Modist der Stars: Johnny Depp trug in der Neuinterpretation von „Alice im Wunderland“ seinen Hut, auch Gloria von Thurn und Taxis und Jan Josef Liefers sind Kunden. „Das Handwerk passt einfach nach Regensburg“, sagt auch Gerhard Küffer, der in seiner urigen Keramik-Werkstatt direkt an der Donau in der Goldene-Bären-Straße arbeitet. Farbenfroh und formvollendet sind seine Exponate, kauzig-warmherzig der Meister selbst, der sich als Keramik-Künstler einen Namen gemacht hat. Wenn man einen Menschen aussuchen müsste, der Regensburg in der Welt repräsentieren müsste, wäre Küffer die perfekte Besetzung. Eine barocke Persönlichkeit, in deren Augen der Schalk blitzt und die der Tradition verbunden ist, dabei aber stets den Kontakt zur nächsten Generation hält. In der Werkstatt ist der Künstler ausschließlich von jungen Menschen umgeben, die unter seiner Anleitung das Handwerk der Keramik erlernen. „Ich liebe das Leben in Regensburg und meiner Werkstatt“, sagt er und deutet mit ausgebreiteten Händen auf das, was sich vor seiner Türe zeigt: die Donau, der Dom, die Leute.
Auf jeden Fall zeigt sich beim Besuch, dass der Journalist Wolfgang Röhl recht hatte, als er einst über Regensburg schrieb: „Alte Mauern, junges Volk, ein Fluss – immer eine gute Mischung.“ Regensburg ist eine Stadt, in der einfach alles stimmt.

Tipps und Infos für Regensburg-Besucher

Schloss St. Emmeram

Schloss St. Emmeram ist Wohnsitz der Familie von Thurn und Taxis und mit seinem Museum, dem Weihnachtsmarkt und den Festspielen ein wichtiger Faktor in Regensburg. www.thurnundtaxis.de

Steinerne Brücke

Die Steinerne Brücke verbindet die Altstadt Regensburgs mit dem Viertel Stadtamhof. Das Brückenmännchen („Bruckmandl“) gehört mit zu den Wahrzeichen der Stadt. www.steinerne-bruecke-regensburg.de

Dom St. Peter

Der Dom St. Peter ist die wichtigste Kirche des Bistums Regensburg und zählt zu den bedeutendsten Kathedralen Deutschlands. www.domplatz-5.de

Schiff-Ausflugsfahrten

Schiff-Ausflugsfahrten werden in der Nähe des Anlegers an der Steinernen Brücke angeboten. Beliebt ist die kurze Strudelfahrt; auch Fahrten zur Walhalla sind möglich. www.schifffahrtklinger.de

Dackelmuseum

Das Dackelmuseum präsentiert mehr als 10000 Ausstellungsstücke zu den Hunden mit den kurzen Beinchen. www.dackelmuseum.de

Haus der Bayerischen Geschichte

Das Haus der Bayerischen Geschichte spannt mit seinen Ausstellungen einen weiten Bogen vom Mittelalter bis zum FC Bayern München. www.hdbg.de

Wurstkuchl

Die historische Wurstkuchl ist gleichzeitig Sehenswürdigkeit und Kultlokal: Seit 500 Jahren wird am Donauufer neben der Steinernen Brücke die Bratwurst mit Kraut kredenzt. www.wurstkuchl.de