Zusammenfassung
Vive la Bahnreise! Statt Flugstress geht es jetzt mit dem Zug nach Paris – schnell, bequem und klimafreundlich. In gut fünf Stunden ist man mitten in der Stadt der Liebe, ohne Parkplatzsuche oder Zubringerbus. Vier Tage reichen schon, um das Pariser Lebensgefühl zu genießen – zwischen Croissantduft und Straßenmusik, zwischen Montmartre und Louvre. Also bitte: ein Ticket nach Paris!
Die Ankunft mit dem Zug ist mitten in der Stadt
Keine Frage haben wir öfter gehört: Ihr wart echt noch nie in Paris? Nein, waren wir nicht, noch nie, aber das holen mein Mann Wolfgang und ich jetzt nach. Und weil gefühlt alle, wirklich alle Freunde und Bekannte die Stadt der Liebe wie ihre Westentasche kennen (oder zumindest so tun, als ob), reisen wir mit einer langen Liste von Ratschlägen, die es abzuarbeiten gilt.
Der wichtigste Geheimtipp kam von allen gleichermaßen und ist streng genommen keiner, weil wir das sowieso getan hätten: Nach Paris fährt man nicht nur am nachhaltigsten, sondern auch am schnellsten mit der Bahn. Fünfeinhalb Stunden dauert die Zugfahrt von der bayerischen in die französische Hauptstadt, umsteigen müssen wir nicht. Das heißt im Klartext, nach einem – zugegeben reichlich frühen – Frühstück in München können wir schon zum Mittagessen in Paris sein. Auf dem Weg feiern wir auch gleich unsere zweite Premiere: Wir sind nämlich noch nie TGV gefahren. Der berühmte französische Schnellzug ist nicht nur älter als der deutsche ICE, sondern auch eine Spur schneller, aber so heißt er ja schließlich: Train à Grande Vitesse – Zug mit hoher Geschwindigkeit. Er schafft locker 300 Stundenkilometer, was daran liegt, dass es in Frankreich extra Schienen für schnelle Züge gibt. Im Innern ist der TGV trotzdem viel weniger schick als gedacht, dafür als Doppeldecker unterwegs, damit mehr Fahrgäste reinpassen.
Vier Tage Paris liegen vor uns, dann geht es weiter in die Bretagne – das ist zwar das absolute Minimum, aber ein guter Anfang. Während mein Mann im Zug ein wenig Nachtschlaf nachholt, arbeite ich mich durch den Reiseführer und versuche, die Tipp-Listen unserer Freunde in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen. Wir trinken Café au Lait im Bordrestaurant (wozu uns zu Recht niemand geraten hat) und kaufen dort die ersten Metro-Tickets, was die Schwägerin empfohlen hat: „Ihr steht euch sonst die Beine in den Bauch vor dem Fahrkarten-Automaten am Gare de l’Est. Ihr seid nicht die Einzigen, die an dem Ostbahnhof ankommen.“
Kluger Tipp im Prinzip. Pech nur, dass die im Voraus erworbenen Tickets nicht funktionieren. Zum Glück ist die Schlange am Info-Schalter deutlich kürzer und mit ein bisschen Charme gelingt es meinem Mann, die Karten zu tauschen. Wir können losziehen und sind schon mittendrin in der Stadt, ohne lästige Parkplatzsuche oder Zubringerbus vom Flughafen.
Sacré-Cœur, Louvre, Notre-Dame – die Liste der Sehenswürdigkeiten ist lang
Weil mein Paris-Bild von Filmen und der Belle Époque geprägt ist – Amélie, Picasso, Modigliani, Toulouse-Lautrec –, haben wir eine winzige Mansardenwohnung im Künstlerviertel Montmartre gemietet. Sechster Stock ohne Aufzug, vermutlich eisig im Winter, brüllend heiß im Sommer, aber der Blick über die Häuser und Straßen ist genial. Noch beeindruckender allerdings ist das Stadtbild ein paar Straßen weiter, schließlich ist das Viertel nicht umsonst nach dem 130 Meter hohen Hügel in seiner Mitte benannt. Genau 237 Stufen führen hinauf zu Sacré-Cœur auf dem Montmartre, der strahlend weißen Basilika im neobyzantinischen Stil. Man kann laufen und dabei die Stufen zählen oder hinauffahren mit dem „Funiculaire de Montmartre“, einem Mix aus Aufzug und Straßenbahn. Und ja, klar muss man sich die Kirche anschauen, sie beeindruckt allein durch ihre schiere Größe und das gewaltige Mosaik über dem Altar: Jesus in Hellblau, mit ausgebreiteten Armen und goldenem Herz, auf 475 Quadratmetern. Vor allem aber sollte man sich danach Zeit nehmen, um vor der Kirche auf den Stufen zu sitzen und den Blick über die Stadt schweifen zu lassen. Rechts steht winzig klein der Eiffelturm, ganz in der Nähe schlägt der Arc de Triomphe seinen Bogen und die Avenue des Champs-Élysées wird von luxuriösen Geschäften gesäumt. Links sieht man die Île de la Cité mit der Kathedrale Notre-Dame, die bei dem Brand vor einigen Jahren so schwer beschädigt wurde und inzwischen wieder eröffnet wurde. Dazwischen die Seine, der Louvre, der Tuilerien-Park. Es liegt ein ordentliches Stück Arbeit vor allen, die auch nur einen Bruchteil dieser wunderbaren Stadt erleben wollen.
Der Eiffelturm ist natürlich Pflichtprogramm für alle Besucher der Stadt
Natürlich gehört der Eiffelturm zum Pflichtprogramm, auch wenn wir den Tipp unserer Nachbarin ignorieren: „Unbedingt nachts anschauen, dann glitzert er wie eine Brosche von Swarovski!“ Nein, danke. Wir wollen keinen kitschigen Turm sehen, sondern einen stolzen und „La Dame de Fer“, der „Eisernen Lady“, unsere Referenz erweisen. Denn auch wenn wir das 330 Meter hohe Bauwerk natürlich von Bildern kennen, im Original macht der Aussichtsturm der Weltausstellung von 1889 noch mal deutlich mehr her. Der beste Selfie-Platz für Touristen mit Turm ist die Terrasse zwischen den beiden Gebäude-Flügeln des Palais de Chaillot direkt neben der Metro-Station Trocadéro – obwohl man ihn sich mit ein paar Hundert anderen Besuchern teilen muss.
Man kann sich in Paris in Museen verlieren. „Geht in den Louvre, unbedingt! Aber plant mindestens drei Tage ein, damit ihr wenigstens einen kleinen Eindruck bekommt“, empfahl mein kleiner Bruder. „Das Picasso-Museum im Marais-Viertel ist klein, aber fein“, meinte die Trauzeugin. „Oder ihr geht ins Musée d’Orsay, wenn ihr Bilder der Impressionisten anschauen wollt und einen umgebauten Jugendstil-Bahnhof.“ Wir merken schnell: Vier Tage sind einfach viel zu kurz.
Zum entspannten Picknick geht’s bei Sonnenschein an das Ufer der Seine
Vor allem weil wir uns ganz oft einfach treiben lassen, Falafel essen und jüdische Läden im Marais bestaunen. Wir hören Straßenmusikanten zu und trinken in kleinen Cafés Limonade. Wir schlendern über den ältesten Flohmarkt Frankreichs, den Marché aux Puces de Saint-Ouen. Dort kaufe ich eine orangefarbene Seidenbluse, weil alles andere zu groß ist für meine zugtaugliche Reisetasche. Und weil so schönes Wetter ist bei unserem ersten Urlaub in Paris, machen wir es einfach wie die Pariser: spazieren entspannt mit Baguette, Käse und einer Flasche Rotwein die Seine entlang, setzen uns auf die Kaimauer am Ufer und winken den Touristen auf ihren Ausflugsbooten zu.
Clever buchen & Geld sparen
Die wichtigste Regel lautet: Früher buchen ist billiger. Dann kostet der ICE von Stuttgart nach Paris über www.bahn.de mit etwas Glück nur ca. 40 Euro. Auch auf der Seite der französischen Bahn www.sncf-connect.com (auf Deutsch) kann man Schnäppchen finden oder man probiert es über www.thetrainline.com.
Sieben traumhafte Routen durch Deutschland und Europa
Von Hamburg nach Sylt
geht es über den Hindenburgdamm, der vor rund 100 Jahren für den Zugverkehr erbaut wurde. Drei Stunden dauert die Fahrt von der Großstadt auf die Insel und durch den Nationalpark Wattenmeer: Sandstrand, Heidelandschaften, Wasser!
Von Freiburg nach Villingen
geht es steil bergauf: Zwischen Himmelreich und Hinterzarten schafft die Höllentalbahn auf einer Strecke von zwölf Kilometern 400 Höhenmeter und rollt dabei über das Ravenna-Viadukt, eine der spektakulärsten Brücken im Schwarzwald. Die Fahrt dauert gut eineinhalb Stunden
Von Dresden nach Bad Schandau
durchs Elbsandsteingebirge ist die Aussicht grandios: Bizarre Felsen, alte grüne Bäume und das bekannteste Fotomotiv der Gegend, die Basteibrücke, sieht man von der S-Bahn aus ebenfalls.
Von Koblenz nach Trier
Trier fährt die Bahn knapp zwei Stunden sanfte Weinberge an der Mosel entlang. Wer mag, steigt zwischendurch mal aus und wandert ein Stück, beispielsweise auf die Burg Eltz.
Von Siegen nach Hagen
Durchs idyllische Lennetal in Nordrhein-Westfalen fahren die Züge schon seit 1861. Man passiert Viadukte, Fachwerkhäuser und Wälder. Die Strecke ist ideal für Wanderer: aussteigen, loslaufen und mit dem nächsten Zug weiterfahren. Fahrtdauer: 1 Stunde, 41 Minuten.
Von St. Moritz und Zermatt
in der Schweiz nimmt man den Glacier-Express, den großen Klassiker der Panoramazüge. Acht Stunden lang fährt man über 291 Brücken, durch 91 Tunnel, die Rheinschlucht und über den ca. 2 000 Meter hohen Oberalppass. Gut für mehrere Tage!
Von Bayerisch Eisenstein an der tschechischen Grenze bis nach Grafenau in Bayern
lässt sich die Schönheit des Bayerischen Waldes ganz bequem mit der „Waldbahn“ erkunden. Fahrplan unter www.laenderbahn.com
