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Fit & Gesund

Impfungen ab 50 – diese brauchen Sie

20.5.2025
6 Minuten

Welche Impfungen sind mit 50 plus nötig? Da verliert man schnell den Überblick. Unsere Experten erklären, wer welche Immunisierung braucht, um gesund durchs Jahr zu kommen.

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Zusammenfassung

Ab 50 Jahren sind bestimmte Impfungen besonders wichtig, um gesund zu bleiben. Experten empfehlen Impfungen gegen Grippe, Corona, Keuchhusten, Gürtelrose, Tetanus, Diphtherie, FSME und Pneumokokken. Besonders gefährdet sind Menschen ab 60 Jahren oder mit Vorerkrankungen. Die Grippeimpfung sollte jährlich erneuert werden, da sich die Viren ständig ändern. Impfungen können gleichzeitig verabreicht werden und sind in der Regel gut verträglich. Sie reduzieren das Risiko schwerer Erkrankungen und tragen zur Eindämmung von Infektionen bei.

Im Sommer ist die Krankheitsgefahr durch Zecken besonders hoch. Danach, wenn es im Herbst wieder kühler wird, haben Corona, das sogenannte RS-Virus und die Grippe (Influenza) wieder Saison.
Vor allem hier warnen Experten jedes Jahr davor, sie zu unterschätzen. Denn die Influenza verläuft viel schwerer als eine Erkältung und es kann Wochen dauern, bis man sich von ihr erholt hat. Je nach Schwere der Krankheitswelle schwankt die Zahl der Todesfälle stark: von mehreren Hundert bis zu 25 000 in der Saison 2017/2018. Besonders gefährdet sind Menschen ab 60 Jahren.

Rechtzeitig an die Impfung denken

Der beste Weg, sich und andere zu schützen, ist die Impfung. „Der ideale Zeitpunkt dafür ist November bis Mitte Dezember. Denn erst einen Monat nach der Spritze ist der Körper maximal geschützt – und die Grippewelle beginnt meist im Januar und geht bis etwa April“, erläutert Prof. Oliver Witzke, Infektiologe an der Universitätsmedizin Essen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für:

  • Alle ab 60 Jahren
  • Menschen mit einer Grunderkrankung (z. B. Diabetes, Asthma) oder einer Immunschwäche
  • Menschen, die häufig Kontakt mit Personen haben, die zu einer Risikogruppe gehören
  • Bewohner von Alten- und Pflegeheimen
  • Personen in Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr
    (z. B. Lehrer oder Erzieher)
  • Schwangere
  • Medizinisches Personal.

In diesen Fällen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen und meist auch die privaten alle Kosten. Oft wird aber auch für Impfwillige gezahlt, die nicht zu diesem Personenkreis gehören – am besten bei der Kasse nachfragen.

Grippe-Immunisierung jedes Jahr wiederholen

Wichtig ist, sich jedes Jahr aufs Neue impfen zu lassen. Denn Grippe-Viren sind wandlungsfähig: In jeder Saison sind andere Varianten im Umlauf, die das Immunsystem noch nicht kennt. „Die Impfstoffe werden jährlich an die aktuellen Virus-Typen angepasst“, erklärt Prof. Oliver Witzke. Arztpraxen haben die neuen Vakzine in der Regel zum Impf-Start vorrätig. Welches Präparat man erhält, ist zum Beispiel vom Alter abhängig. Für alle über 60 Jahre wird ab der Saison 2025/2026 ein sogenannter adjuvantierter Impfstoff empfohlen. Er enthält neben dem Grippevirus-Antigen eine Substanz (Adjuvants), die die Immunantwort verstärkt.

Unproblematisch: mehrere Spritzen gleichzeitig

Wer eine Impfung gegen Grippe benötigt, sollte auch an den Schutz gegen Corona denken. Noch gibt es zwar keinen Kombi-Impfstoff. Beide Einzel-Impfungen können aber gleichzeitig verabreicht werden. „Grundsätzlich kann man sich als gesunder Mensch sogar mehr als zwei Impfungen an einem Termin geben lassen“, sagt Dr. Anja Kwetkat, Mitglied der STIKO und Chefärztin der Klinik für Geriatrie und Palliativmedizin des Klinikums Osnabrück.

Lediglich die eventuell auftretenden Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen an den Einstichstellen können ein wenig stärker zu spüren sein. Das ist aber kein Grund zur Sorge: „In der Regel sind Impfungen gut verträglich. Selten kommt es zu Fieber oder Muskelschmerzen. Mit zunehmendem Alter haben wir sogar weniger Nebenwirkungen, weil das Immunsystem schlechter reagiert“, betont Dr. Kwetkat.

Impfungen senken das Risiko, schwer zu erkranken

Skeptiker kritisieren, dass Impfungen nicht zu 100 Prozent schützen. Tatsächlich wirken sie – ebenso wie Medikamente – nicht bei jedem gleich gut. Sie senken aber in jedem Fall das Risiko, schwer zu erkranken, und können die Verbreitung einer Krankheit eindämmen. Gewichtige Gründe also, sich impfen zu lassen.

Welche Impfungen Sie ab 50 noch brauchen? Ein Überblick

RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus)

RS-Viren befallen die Atemwege. Die Symptome können harmlos wie bei einer Erkältung sein, aber auch der Grippe (Influenza) ähneln. Zu schweren Krankheitsverläufen, z. B. mit Lungenentzündung, kommt es vor allem bei Babys, Kleinkindern und älteren Menschen. Sie müssen häufig ins Krankenhaus.

Für wen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung:

  • Allen ab 75 Jahren
  • Allen ab 60 Jahren mit einer schweren Grunderkrankung
  • Menschen ab 60, die in einer Pflegeeinrichtung leben.

Wann?
Möglichst noch vor der RSV-Saison, also im Herbst. Ob eine Auffrischung nötig sein wird, ist laut Robert Koch-Institut noch unklar.

Corona (COVID-19)

Ursache der Infektionskrankheit sind SARS-CoV-2-Viren. Betroffen sind die Atemwege, aber auch andere Organe.

Für wen?
Die STIKO empfiehlt allen ab 18 Jahren eine Basis-Immunität. (mind. 3 Antigenkontakte, davon wenigstens eine Impfung – es zählen also auch Infektionen). Eine zusätzliche jährliche Impfung sollen erhalten:

  • Alle ab 60 Jahren
  • Pflegeheim-Bewohner
  • Erwachsene mit Grunderkrankungen
  • Enge Kontaktpersonen von Menschen mit Immunschwäche
  • Medizinisches und pflegendes Personal.

Wann?
Die jährliche Auffrisch-Impfung erfolgt idealerweise im Herbst. Bei immungesunden Menschen ist sie nicht nötig, wenn es im laufenden Jahr zu einer COVID-19-Infektion kam.

Keuchhusten (Pertussis)

Die bakterielle Infektion ruft langwierigen Husten hervor und ist sehr ansteckend. Ein Viertel der Patienten leidet an Komplikationen (z. B. Lungenentzündung). Babys sind besonders gefährdet.

Für wen?
Alle Erwachsenen sollten zusätzlich zur Grundimmunisierung (erfolgt im Kindesalter) eine Auffrischung erhalten. Und zusätzlich:

  • Enge Kontaktpersonen eines Neugeborenen wie Eltern, Freunde, Großeltern, Geschwister, Babysitter alle 10 Jahre
  • Personal in Gesundheitsdienst und Gemeinschaftseinrichtungen alle 10 Jahre
  • Schwangere einmal, unabhängig von vorangegangenen Impfungen.

Wann?
Bei nächster Tetanus-Diphtherie-Auffrischung per Kombi-Impfstoff mit einer Keuchhusten-Komponente.

Gürtelrose (Herpes zoster)

Wer die Windpocken hatte, kann später an Gürtelrose erkranken, denn die Viren schlummern in den Nervenzellen. Vor allem bei schwachem Immunsystem bricht die Krankheit aus. Folge ist ein schmerzhafter Hautausschlag mit Bläschen. Auch wenn diese abgeheilt sind, können die Nervenschmerzen noch Monate oder Jahre anhalten (Post-Zoster-Neuralgie).

Für wen?

  • Alle ab 60 Jahren
  • Alle ab 50, die immungeschwächt sind (etwa durch Krankheit, Transplantation) oder eine schwere Grunderkrankung haben (z. B. chronische Erkrankung der Lunge oder des Darms, rheumatoide Arthritis).

Wann?
Zweimal im Abstand von mindestens 2 und maximal 6 Monaten mit dem Herpes-zoster-Totimpfstoff.

Tetanus & Diphtherie

Auslöser von Tetanus (Wundstarrkrampf) sind Bakterien, die über eine verunreinigte Wunde in den Körper gelangen. Typisch sind starke Krämpfe. Wenn Schluck- oder Atemmuskulatur betroffen sind, besteht Lebensgefahr. Die Diphtherie ist eine bakterielle Infektion. Am bekanntesten ist die Rachen-Diphtherie mit Halsschmerzen und stark haftenden Belägen im Rachen. Im schlimmsten Fall kommt es zu Atemnot und Ersticken. Auch Herzentzündungen oder Nervenlähmungen sind möglich.

Für wen?

  • Die Impfung wird für alle empfohlen.

Wann?
Eine Grundimmunisierung gegen beide Erkrankungen erfolgt in der Kindheit mit einem Kombinations-Impfstoff. Alle 10 Jahre wird dann aufgefrischt.

FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)

Die Virus-Erkrankung kann Entzündungen des Gehirns, der Hirnhaut oder des Rückenmarks auslösen. Schwere Verläufe führen etwa zu Lähmungen, Schluck- und Sprechstörungen. Bleibende Schäden sind möglich. Erreger werden meist bei einem Zeckenstich übertragen. Im Alter über 40 hat man ein höheres Risiko für eine schwere Erkrankung.

Für wen?

  • Alle, die in FSME-Risikogebieten leben. Aktuell sind in Deutschland 180 Kreise als solche ausgewiesen (Karte auf www.rki.de, unter „Infektionskrankheiten A-Z“, „FSME“).

Wann?
Möglichst vor der Zeckensaison starten (sie beginnt im April). Die Immunisierung besteht aus drei Impfungen. Aufgefrischt wird je nach Alter alle 3 bis 5 Jahre.

Pneumokokken

Es gibt verschiedene Pneumokokken-Typen, die unterschiedliche Krankheiten auslösen. Typisch sind Erkrankungen der Atemwege wie Lungenentzündung. Auch eine lebensbedrohliche Hirnhautentzündung ist möglich.

Für wen?

  • Alle ab 60 Jahren
  • Alle mit Vorerkrankungen (z. B. Diabetes) oder Immunschwäche
  • Alle mit berufsbedingt erhöhtem Risiko (etwa Schweißen und Trennen von Metallen, wenn Dämpfe entstehen)
  • Menschen mit hohem Risiko für eine Hirnhautentzündung (z. B. durch Cochlea-Implantat).

Wann?
Einmalig mit dem Konjugat-Impfstoff PCV20. Er schützt vor 20 Pneumokokken-Typen. Wer in der Vergangenheit eine PPSV23-Impfung erhalten hat, sollte in einem Mindestabstand von 6 Jahren PCV20 erhalten.

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