Wenn ein Jüngerer das Sagen hat, tut sich manch Älterer schwer. Mit unseren Tipps gelingt es, aus der schwierigen Situation einen Gewinn für alle zu machen.
Auf einmal hat ein Jüngerer das Sagen
Seit 15, 20 Jahren ist man in der Firma. Nach Kräften gearbeitet, Verantwortung übernommen, vielleicht auf einen höheren Posten gehofft – und auf einmal hat ein Jüngerer das Sagen. Der bringt Veränderungen mit, neue Ideen, verlangt mehr Engagement und Expertise in moderner Technik. Dabei sieht der oder die Vorgesetzte auch noch frisch und dynamisch aus, ist nebenbei Meistersegler oder Vize in der örtlichen freiwilligen Feuerwehr und strömt mit jeder Faser des Wesens Tatendurst und Zukunftsvisionen aus.
Für manche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist das schwer zu schlucken, es kratzt am Selbstbewusstsein. Besonders jenseits der 50 fragen sich viele angesichts einer/s 15 oder 20 Jahre jüngeren Vorgesetzten, ob sie noch gebraucht und geschätzt werden, ob ihre Erfahrung noch etwas wert ist – und ob sie überhaupt noch mithalten können, wenn der Druck des „Schneller–Höher–Weiter“ immer stärker wird.
Bevor man wütend wird, verzweifelt oder resigniert: Man sollte zuerst innerlich auf Abstand gehen und nüchtern analysieren, was genau das Problem ist. Und sich entscheiden, ob man bestehen will oder nicht. Das Alter, so sagt Management-Psychologe Peter Cappelli von der Wharton School in Philadelphia, ist eigentlich nicht der Kern des Problems. „Es sind zwei Dinge“, so der Wissenschaftler, „es ist der Widerstand, Handlungsanweisungen von einer jüngeren Person anzunehmen, und es ist die Angst, dass andere besser sind und man auf dem Abstellgleis landet.“
Mit beidem, betont Cappelli, sollte man sich nicht abfinden. Er rät zu sieben Maßnahmen, die man jetzt ergreifen sollte, um der Zusammenarbeit mit dem jüngeren Chef eine Chance zu geben:
Mit diesen 7 Tipps lösen Sie die Situation
1. Reflektieren Sie genau
Was ist das Problem? Was konnte der vorherige Chef, was der jetzige nicht kann? Was fanden Sie vorher schwierig und wird jetzt vielleicht besser? Ist der neue Chef ein früherer Kollege, der Sie nun überholt hat? Oder ist die junge Büroleiterin nur auch Ihrem Rat gefolgt, etwas aus sich zu machen?
Nehmen Sie sich Zeit, analysieren Sie, schreiben Sie Ihre Gedanken auf oder fertigen Sie eine Skizze an. Sprechen Sie mit Freunden darüber. Alles, was hilft, Ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen, ist erlaubt.
2. Bilden Sie sich eine eigene Meinung
Wenn ein neuer junger Chef oder eine Chefin das Ruder übernimmt, hat oft die ganze Belegschaft Probleme damit. Beteiligen Sie sich nicht an Stammtischparolen und Lästerei.
Lernen den neuen Chef persönlich kennen. Und wenn er oder sie so alt wie Ihre Kinder ist, verstehen Sie ihn vielleicht bald besser, als Sie anfangs glauben.
3. Zeigen Sie Respekt
Die Welt dreht sich nicht nur um Sie. Auch der neue Chef hat vielleicht Ängste und Bedenken, ist eingeschüchtert von der Erfahrung und dem Fachwissen der Belegschaft. Dennoch: Sie oder er ist Ihnen vorgesetzt und verdient Achtung.
4. Nehmen Sie Ihre Verantwortung ernst
Sie haben einen Job mit bestimmten Kompetenzen und Zuständigkeiten. Sie sind verantwortlich und sollten sich darauf konzentrieren, Ihren Platz auszufüllen. Machen Sie sich klar, dass Sie ein Teil eines Ganzen sind, auf die man sich verlässt.
5. Bieten Sie Hilfe an
Sie kennen sich aus, können Fragen, beantworten, wissen um Zusammenhänge und Vorgänge, um Firmengeschichte und Kunden, ungeschriebene Gesetze und Rituale in jeder Abteilung. Sie haben enorm viel Wissen. Machen Sie sich das klar und halten Sie damit nicht hinter dem Berg.
Zeigen Sie dem neuen Chef, dass man bei Ihnen fachlich gut aufgehoben ist. So betrachtet schmilzt jeder Altersunterschied auf das, was er ist – auf eine Zahl.
6. Entspannen Sie sich
Entdecken Sie Ihren inneren Abenteurer und lassen Sie sich auf den Neuen oder die Neue ein. Kurbeln Sie Ihre Neugier an: Was macht er anders, auf was legt sie Wert, was hat bei ihm ausgedient, was belebt sie wieder?
In jedem Neuen liegt eine Chance – und erinnern Sie sich: Bis vor kurzem, vor etwa 20 Jahren, dachten Sie selbst auch noch so!
7. Bleiben Sie Sie selbst
Hand aufs Herz: Mit 50 plus nimmt Ihnen niemand mehr ab, wenn Sie sich verstellen. Und Sie halten das ohnehin nicht lange durch. Bleiben Sie authentisch und unverstellt – denn Sie sind eine Bereicherung für jedes erfolgreiche und zufriedene Team.