Lebensmittelunverträglichkeiten nehmen immer mehr zu. Auch wenn man älter wird, kann es sein, dass man auf einmal manche Lebensmittel nicht mehr verträgt. Wie kommt das?
Vertragen Sie alle Lebensmittel? Was sagt Ihr Bauch, wenn Sie Milch, Obst, Brot oder bestimmte Gemüse-Sorten gegessen haben? Grummelt er? Dann gehören Sie zu der Hälfte der Menschen, die von einer Unverträglichkeit betroffen sind – oft ohne es zu ahnen.
In der Medizin unterscheidet man in erster Linie diese vier Arten von Lebensmittelunverträglichkeiten:
Gluten-Intoleranz
Die Zöliakie betrifft etwa 1 Prozent der deutschen Bevölkerung, also rund 800 000 Menschen (Stand 2020). Die Darmschleimhaut entzündet sich, weil das Immunsystem Eiweiß in Getreide (Gluten) als schädlich betrachtet. Die Beschwerden reichen von Bauchschmerzen und Durchfall bis zur Verstopfung. Mit der Zeit verliert der Dünndarm die Fähigkeit, Nährstoffe aus der Nahrung ins Blut zu schleusen. Zöliakie verursacht einen Mangel an Vitaminen.
Tipp:
- Getreide-Produkte mit Gluten konsequent meiden, um der Darmschleimhaut die benötigte Regeneration zu gönnen
- besonders viel Gluten enthalten beispielsweise Weizen und Dinkel, Roggen, Gerste, Couscous, Bulgur und Grünkern – sowie Speisen mit den genannten Inhaltsstoffen, wie Pizza, Kuchen, Nudeln oder Brot
Fruktose-Intoleranz
Fruktose-Intoleranz betrifft etwa 26 Mio. Menschen in Deutschland (Stand 2014). Dabei unterscheidet man zwischen zwei Formen: Bei der intestinalen Fruktose-Intoleranz produziert der Dünndarm nicht genug von einer Substanz, die Fruchtzucker durch die Darmwand ins Blut schleust. Bei der viel selteneren hereditären Fruktose-Intoleranz (1 von 100.000) ist der Mangel eines bestimmten Enzyms erblich bedingt.
Tipp:
- Die Beschwerden treten vor allem nach dem Verzehr von süßem Obst, Trockenobst sowie Süßigkeiten und Fruchtsaft auf
- Deshalb hilft vor allem eines: Lebensmittel mit viel Fruchtzuckergehalt meiden (Achtung: auch Honig gehört dazu)
- Ist man einige Zeit beschwerdefrei, kann man schrittweise testen, ob und welche Lebensmittel mit geringem Fruktose-Gehalt man in kleinen Portionen wieder verträgt.
Ein Tagebuch kann Klarheit schaffen
Ein Ernährungstagebuch hilft Ihnen, Gewohnheiten zu erkennen und mögliche Unverträglichkeiten zu entdecken. Hier finden Sie die Vorlage
der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V.
Laktose-Intoleranz
Die Laktose-Intoleranz betrifft 15% der Menschen im deutschsprachigen Raum. Gesunde Menschen verdauen Milchzucker, die Laktose, mithilfe des Enzyms Laktase. Bei Betroffenen hört der Körper jedoch genetisch bedingt auf, Laktase zu produzieren, bzw. bildet nur noch wenig davon. Fehlt Laktase, gelangt der Milchzucker in den Dickdarm, wo er starke Blähungen, krampfartige Bauchschmerzen und Durchfall auslöst.
Tipp:
- Lebensmittel mit sehr viel Milchzucker meiden (vor allem Weich- und Schmelzkäse sowie Milch)
- Ggf. Laktase als Tabletten zu den Mahlzeiten zu sich nehmen
- Mittlerweile gibt es auch viele Milchalternativen aus beispielsweise Soja, Reis, Mandeln, die keinen Milchzucker enthalten
- Schrittweise testen, wie es mit hartem Käse, Joghurt und Kefir in kleinen Mengen aussieht
Histamin-Intoleranz
Histamin-Intoleranz betrifft etwa 4 Mio. Menschen in Deutschland (Stand 2014). Der Körper stellt aus ungeklärter Ursache zu wenig des Enzyms DAO (Diaminooxidase) her. Die geringere Menge reicht, um das körpereigene Histamin abzubauen, aber nicht für Histamin, das man über Lebensmittel zu sich nimmt. Bei Intoleranz reagiert der Körper mit Migräne, starkem Erröten, Durchfall, niedrigem Blutdruck sowie Juckreiz der Haut.
Tipp:
- Verzehr histaminreicher Lebensmittel vermeiden und solcher, die den Körper anregen, Histamin freizusetzen – allen voran Sauerkraut und gereifte Wurst und Käse, Schalentiere, Seefische und Nüsse, Tofu, Erdbeeren, Ananas, Kakao und Tomaten
- In der Apotheke gibt es zudem ein rezeptfreies Präparat zu kaufen, welches das fehlende Enzym DAO liefert