Wer ein neues Hüftgelenk benötigt, sollte darauf achten, dass es zementfrei eingesetzt wird. Warum, erklärt der plus-Experte im Interview.
Eine neue Studie zeigt: Wer ein neues Hüftgelenk benötigt, sollte darauf achten, dass es zementfrei eingesetzt wird. Warum, erklärt der Gelenk-Spezialist Dr. Konrad Scheuerer, Leiter der Orthopädie und Endoprothetik der Wolfart-Klinik in Gräfelfing, im Experten-Interview.
Experteninterview „Neue Hüfte besser ohne Zement“
Herr Scheuerer, warum sind zementfreie Prothesen besser?
SCHEUERER: Weil sie auf lange Sicht stabiler und haltbarer sind. Denn auch Knochenzement altert, wird porös und kann sich im Laufe der Jahre lockern. manchmal lösen sich daraus auch kleine Fragmente und führen zu Entzündungen. Der größte Vorteil von zementfreien Prothesen ist aber, dass man sie leichter tauschen kann, falls sie sich lockern.
Man sollte also beim Einbau schon wieder an den Ausbau denken?
SCHEUERER: Auf jeden Fall. Eine künstliche Hüfte hält im Schnitt 15 – 20 Jahre, manchmal auch länger. Dann ist sie verschlissen und muss gewechselt werden. Und dieser Austausch ist bei einer zementfreien Verankerung leichter, weil wir die alte Prothese einfacher entfernen können, ohne die Substanz der Knochen zu sehr anzugreifen.
Sind zementfrei eingesetzte Hüft-Prothesen für jeden geeignet?
SCHEUERER: Nicht für alle. Aber eine neue Studie zeigt eben, dass sie auch bei Älteren meist komplikationslos eingesetzt werden können, fest einwachsen und sehr haltbar sind.
Gibt es Gründe, eine neue Hüfte dennoch zu zementieren?
SCHEUERER: Ja, bei schlechter Qualität der Knochen, etwa wegen Osteoporose. Und vor allem, wenn die Hüfte eine natürliche Fehlstellung hat. Dann brauchen wir den Zement, um die Prothese in der richtigen, neuen Position zu verankern.
Woraus besteht der Zement eigentlich? Und zahlen die gesetzlichen Krankenkassen beide Varianten?
SCHEUERER: Der Zement ist ein 2-Komponenten-Kunststoff, genauer Polymethylmethacrylat. Und ja, ob mit oder ohne Zement – die Kassen übernehmen die Kosten beider Varianten.
(Stand: 2018)