Wie sicher sind frei verkäufliche Corona-Selbsttests vom Discounter? Und was muss ich tun, wenn das Ergebnis positiv ist? Antworten auf die wichtigsten Fragen
Aktuell gibt es immer mehr freiverkäufliche Antigen-Selbsttests für daheim, die nach kurzer Zeit zeigen, ob man mit dem Corona-Virus infiziert ist. Doch worin besteht der Unterschied zwischen einem solchen Selbsttest und einem Schnelltest? Wie genau sind diese Verfahren und was soll man tun, wenn das Ergebnis positiv ausfällt?
Der Mediziner Dr. Gunther Burgard aus Kaiserlautern hat einige Selbsttests mitentwickelt und beantwortet die wichtigsten Fragen.
Selbsttests gibt es nun auch bei Discountern und im Internet. Was ist der Unterschied zu einem Schnelltest?
Burgard: Schnelltests werden in Apotheken, Testzentren oder Arztpraxen angeboten und von geschultem Personal durchgeführt. Für die Schnelltests wird ein Nasen- oder Rachenabstrich, gemacht der tief gehen kann. Die Probe kommt auf einen Streifen und das Ergebnis liegt nach etwa 15 bis 20 Minuten vor. Laut der Bundesregierung sind solche Schnelltests künftig für alle Bürger einmal pro Woche kostenfrei. Bei einem Selbsttest hingegen ist jeder, der ihn kauft, selbst verantwortlich, dass er ihn richtig anwendet und auswertet.
Ganz wichtig: Beide Verfahren sind nur Momentaufnahmen vom aktuellen Gesundheitszustand. Man kann also schon am nächsten Tag Corona-positiv sein. Dennoch sind Schnell- und Selbsttests sinnvoll, etwa wenn man direkt danach Risiko-Gruppen treffen möchte, zum Beispiel die Eltern, ältere Verwandte oder Freunde mit Atemwegserkrankungen.
Wie funktionieren die verschiedenen Selbsttests für daheim?
Burgard: Bei den bisher zugelassenen Tests muss man daheim einen Abstrich aus der Nase nehmen, ohne jedoch tief eindringen zu müssen. Ich gehe davon aus, dass schon bald Selbsttests zugelassen werden, die anwenderfreundlicher sind und mit einer Speichelprobe oder Mundspülung funktionieren.
Die Mannheimer Firma Pharmact hat außerdem einen Urintest entwickelt, der bereits für Fachpersonal zugelassen wurde und wohl bald auch für Privatnutzer erhältlich sein wird. Dabei füllt man ein kleines Reagenzglas mit seinem Urin, schüttelt es 15 Sekunden lang und wartet weitere 10 Sekunden ab. Bei einer Infektion mit Covid-19-Viren, auch den mutierten, schäumt der Urin stark. Eine Skala mit Farbabstufungen gibt zusätzlich Auskunft darüber, ob eine Ansteckung vorliegt und wenn ja, wie stark die Viruslast im Körper ist. Wichtig ist es immer, sich genau an die Gebrauchsanweisung zu halten.
Wie sicher sind Selbsttests für daheim?
Burgard: Wie auch Antigen-Schnelltests geben Selbsttests leider keine 100-prozentige Sicherheit. Aktuell hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sieben Schnelltests zugelassen. Dazu gehört etwa der „SARS-CoV-2 Rapid Antigen Test Nasal“. Er hat laut Aussagen vom Hersteller eine Sensitivität von knapp 84 Prozent. Darunter versteht man das korrekte Erkennen einer Infektion, sprich: Dass 84 von 100 Personen ein positives Ergebnis erhalten haben, das richtig war. Und 16 Personen ein falsches negatives Ergebnis, obwohl sie infiziert waren.
Zum Vergleich: Der noch nicht zugelassene Urin-Selbsttest liegt bei 92 Prozent, wie eine Studie der Universität Rostock bestätigt hat. Generell gilt: Die Sensitivität eines Schnell- oder Selbsttest sollte immer mindestens über 80 Prozent liegen, besser noch über 90. Eine ständig aktualisierte Liste der zugelassenen Tests für daheim finden Sie hier beim BfArM.
Was muss man tun, wenn zu Hause das Testergebnis positiv ist?
Burgard: Eine Meldepflicht bei einem positiven Selbsttest besteht nicht. Laut Bundesgesundheitsministerium sollte man sich aber sofort in häusliche Quarantäne begeben und die kostenfreie Telefonnummer 116 117 anrufen, um einen Termin für einen PCR-Test aufzumachen. Dieser wird mittels Nasen- oder Rachenabstrich gemacht. So erhält man Gewissheit, ob das Ergebnis des Selbsttests korrekt war.