Jede zweite Frau über 60 zwickt es häufig im Knie: Arthrose. Doch was hilft gegen die Schmerzen? Die plus-Experten geben spannende Antworten.
Bereits seit 2002 ist durch die Studie des US-Mediziners Bruce Moseley bekannt, dass eine Knie-Spiegelung nicht besser wirkt, als ein Eingriff, der nur zum Schein gemacht wird. Anstatt sich bei Arthrose einer weitestgehend nutzlosen OP zu unterziehen, raten die plus-Experten zu folgenden Alternativen, die Schmerzen lindern und Arthrose im Idealfall sogar aufhalten können.
Das sagt der Orthopäde bei Knieschmerzen
Nur wenige wissen, dass Fehlbelastungen oder -stellungen der Beinachse eine Arthrose begünstigen können. Ist die Krankheit noch nicht weit fortgeschritten, helfen präventive Maßnahmen:
- Gezielte Physiotherapie
- Lokale Injektion von Medikamenten in das Kniegelenk (z.B. mit Hyaluronsäure, Corticoide)
In einigen Fällen kann auch Knorpelgewebe verpflanzt werden, um eine Ausbreitung der Arthrose zu verhindern.
Ist die Krankheit bereits fortgeschritten, kommt man leider meist nicht um eine Operation herum. Mittlerweile gibt es aber einen neuen Ansatz als Alternative zum künstlichen Gelenk: Körpereigene Stammzellen werden künstlich vermehrt und damit die defekten Stellen im Knie aufgefüllt. Die Wirksamkeit muss allerdings noch genauer untersucht werden.
Wenn eine fortgeschrittene Arthrose zu chronischen Schmerzen führt, kann die multimodale Schmerztherapie helfen. Dafür arbeiten Orthopäden zusammen mit Schmerzmedizinern, Physiotherapeuten, Diagnostikern und manchmal auch Psychotherapeuten. Das Ziel ist, die Beschwerden von mehreren Seiten aus anzugehen – durch Bewegung, Medikamente, der inneren Einstellung, aber auch durch alternative Heilverfahren wie etwa Akkupunktur.
Das sagt der Sportmediziner bei Knieschmerzen
Bei Arthrose versuchen sich viele Betroffene so wenig wie möglich zu bewegen. Doch genau das ist der falsche Weg! Die verletzten Knorpelstrukturen benötigen Druck- und Zugbelastung, um nicht weiter abzubauen. Daher ist die Physiotherapie das primäre Behandlungsmittel bei einer Arthrose im Knie.
Die Betroffenen erhalten von Physiotherapeuten eine ausführliche Beratung und einen Trainingsplan, um die Muskulatur des Knies aufzubauen und die Bewegungsfähigkeit des Gelenks zu verbessern. Dadurch lässt sich das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen und Schmerzen reduzieren. Selbst, wenn bei starker Arthrose ein künstliches Gelenk eingesetzt werden muss, ist Physiotherapie zu empfehlen – Studien belegen, dass bei Personen, die vor dem Eingriff intensiv trainiert haben, bessere Operationsergebnisse erzielt werden.
„Entscheidend ist, das Training dauerhaft in den Alltag zu integrieren und früh damit zu beginnen!“
Denn je länger man wartet, umso aufwendiger wird die Behandlung.“
Übungen gegen Knieschmerzen
Wer seinen Knien etwas Gutes tun möchte, kann regelmäßig folgende Übungen anwenden, die Knie-Beschwerden lindern und sogar vorbeugen können:
- Auf einen Tisch setzen, Beine baumeln lassen. Dabei öffnet sich der Gelenkspalt leicht, Knie werden entlastet, mögliche Schwellungen gehen zurück. Schwere Schuhe verstärken den Effekt. Täglich 2 x 5 Minuten.
- Möglichst freihändig auf ein Bein stellen, Knie leicht beugen. Trainiert Muskeln rund umd Knie. Schwieriger wird es, wenn man sich auf ein Kissen stellt oder die Augen schließt. 3 x je 20 Sekunden pro Knie wiederholen.
- Kniebeugen, Knie dabei aber nicht über die Fußspitzen hinausschieben. Stärkt Muskeln auf Vorderseite der Oberschenkel. Wichtig für stabile Knie. 3 x täglich 15 Kniebeugen.
- Auf den Rücken legen, Hände neben dem Po, Becken nach oben drücken, sodass Oberschenkel, Bauch und Brust eine Gerade bilden. 4 Sekunden halten. Stärkt Muskeln auf der Rückseite der Oberschenkel. 15 x.
- Auf die Seite legen, Beine leicht anziehen. Oberes Knie in fließender Bewegung langsam heben (etwa 20 cm), die Füße zusammenlassen, langsam wieder senken. Kräftigt die seitlichen Po-Muskeln, die wichtig für eine gerade Beinachse sind. 3 x täglich 15 Wiederholungen pro Knie.