Fast jeder zweite Mensch in Deutschland ab 50 Jahren hat einen grauen Star. Ab 65 Jahren erhöht sich nochmal das Risiko. Doch ein kleiner Eingriff von wenigen Minuten hilft. Unsere Experten berichten, welche Therapien wirksam sind und wie eine gute Vorsorge aussieht.

Grauer Star – das hilft

Unscharf, dumpf, wie durch einen Schleier: So sehen Menschen ihre Umwelt, wenn sie grauen Star haben. Etwa jeder zweite Bundesbürger ab 50 Jahren ist betroffen, ab 65 Jahren sind es fast 90 Prozent. „Der graue Star, auch Katarakt genannt, ist im klassischen Sinne keine Erkrankung, sondern eine normale Alterserscheinung. Die Linse trübt dabei immer stärker ein“, erklärt Prof. Swaantje Grisanti, Oberärztin in der Augenklinik des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Lübeck.

Weder Medikamente noch Augentropfen helfen. Die einzige Lösung: ein kleiner Eingriff, kurz und schmerzlos. Die OP findet unter örtlicher Betäubung statt und dauert in der Regel lediglich zehn Minuten pro Auge. Die eigene Linse wird dabei mit winzigen, millimeterkleinen Schnitten per Ultraschall oder Laser zerkleinert und entfernt. Dann setzt der Arzt eine neue, künstliche Linse ein. Der Eingriff ist Routine und wird nach Schätzungen der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft in Deutschland jedes Jahr rund 800 000-mal gemacht.

Wieder klar sehen

Wie grauer Start entsteht, wie die Operation genau abläuft und Übungen für die Augenmuskulatur: Alles Wissenswerte erfahren Sie im plus Magazin. Die Ausgabe 3/2023 ist hier für nur 1,95 Euro als E-Paper erhältlich.

Makula-Degeneration – das hilft

Noch häufiger als der Graue Star ist die altersbedingte Makula-Degeneration (AMD). Etwa 7,5 Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen. Wie beim grauen Star steigt ab 65 das Risiko erheblich an; Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Bei einer AMD ist nicht die gesamte Netzhaut geschädigt, sondern nur ein bestimmtes Gebiet – die Makula lutea, auch „gelber Fleck“ genannt. „Die Netzhaut liegt wie eine Tapete im Inneren des Auges an. Die Größenverhältnisse kann man mit einem Fußballfeld vergleichen“, erklärt der Aachener Augenarzt Prof. Philipp Müther, der an der Universitäts-Augenklinik Köln viele Jahre zur AMD forschte. „Das Fußballfeld entspricht der Netzhaut. Die Makula ist der Mittelkreis und der Anstoßpunkt im Mittelkreis ist die Stelle des schärfsten Sehens – die sogenannte Flovea centralis.“ Bei der AMD erkrankt der 
Mittelkreis, also die zentrale Netzhaut, inklusive des Anstoßpunktes.

Erste Symptome sind:

  • Gerade Linien (z. B. Bad-Fliesen, Kreuzworträtsel-Gitter) erscheinen wellig oder verzerrt.
  • Verschwommene bzw. 
verzerrte Wahrnehmung oder auch dunkler Fleck in der Mitte des Gesichtsfeldes.
  • Beim Lesen verschwimmen die Buchstaben und Textzeilen.
  • Es fällt schwer, Personen 
zu erkennen.

Ärzte unterscheiden zwischen trockener und feuchter AMD. Die trockene Form macht 80 bis 90 Prozent der Fälle aus. Die damit verbundene Sehstörung entwickelt sich meist langsam über Jahre und ist heute in Deutschland die häufigste Ursache für den Verlust der Sehfähigkeit. Im Endstadium kann man auch mit Lupe nicht mehr lesen. „Die Orientierung im Raum bleibt allerdings erhalten“, so Prof. Müther.

Risiko-Faktoren für eine AMD:

  • Rauchen
  • Intensive UV-Strahlung (ohne Sonnenbrille)
  • Bluthochdruck
  • Erbliche Veranlagung.

Eine AMD verursacht keine Schmerzen. Umso wichtiger ist es, dass sie früh erkannt wird, denn Augenärzte können spezielle Tests durchführen. Bewährt hat sich der „Amsler-Gitter-Test“.

Wird eine AMD nicht behandelt, drohen ernsthafte Schäden: Das zentrale Sehen verschlechtert sich stark, im schlimmsten Fall erblindet man. 

Eine AMD – egal ob trocken oder feucht – lässt sich zwar nicht heilen, aber verzögern. Dafür gibt es neue, spezielle Medikamente. Sie heißen VEGF-Hemmer, das ist die englische Übersetzung für „vaskuläre endotheliale Wachstumsfaktoren“. Ärzte spritzen bei einer feuchten AMD das Präparat regelmäßig (mitunter monatlich) ins Auge, um so den Sehverlust aufzuhalten oder zu verlangsamen. Prof. Müther beruhigt: „Das ist völlig undramatisch, denn das Auge wird vorher mit Tropfen betäubt. Eine Blutabnahme ist meist unangenehmer.“ Der Experte führt diesen Eingriff zwischen 50- und 100-mal pro Woche in seiner Praxis durch.

Grüner Star – das hilft

Neben dem grauen Star und der AMD gibt es noch eine dritte weitverbreitete Augenerkrankung: den grünen Star, auch Glaukom genannt. Er ist weniger häufig als eine AMD, aber ebenfalls gefährlich. Wird er nicht behandelt, kann man erblinden. Etwa 900 000 Menschen sind in Deutschland betroffen. Im Gegensatz zur AMD bleibt die zentrale Sehschärfe lange erhalten, jedoch nicht das periphere Sehvermögen, denn der Sehnerv ist geschädigt. Die Krankheit verläuft oft schleichend und wird erst bemerkt, wenn ein Großteil der Sehnervenfasern bereits zerstört ist.

Die wichtigsten Risiko-Faktoren sind:

  • Erhöhter Augeninnendruck
  • Fortgeschrittenes Alter
  • Eine hochgradige Kurz- und Weitsichtigkeit
  • Schlafapnoe
  • Familiäre Vorbelastung.

Eine regelmäßige Vorsorge ist daher extrem wichtig, um einen grünen Star frühzeitig zu erkennen. Ärzte empfehlen, ab 
40 Jahren am besten einmal pro Jahr den Augeninnendruck messen und den Sehnerv kontrollieren zu lassen. Zudem sollte ein Sehtest gemacht und das Sehvermögen des Gesichtsfelds überprüft werden.