Für Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Herzleiden kann das Corona-Virus gefährlich werden. Was Sie jetzt tun können:
Besondere Vorsicht bei Diabetes, Asthma und Co.
Auch wenn einige Zahlen Hoffnung auf eine Abschwächung der Corona-Welle wecken und die Politik über vorsichtige Lockerungen der aktuellen Beschränkungen diskutiert, sollten Menschen über 65 Jahre und vor allem jene mit Vorerkrankungen weiter vorsichtig sein.
Zu den betroffenen Vorerkrankungen zählen unter anderem:
- Diabetes
- Multiple Sklerose
- Krebs
- Herz-, Leber– und Nierenleiden
- Lungenbeschwerden (COPD, Asthma)
- Rheuma
Grundsätzlich gilt:
Wenn Sie von einer dieser Erkrankungen betroffen sind, kann Ihr Hausarzt Ihnen für alle notwendigen und verschreibungspflichtigen Medikamente telefonisch ein Rezept ausstellen. Sie müssen derzeit dafür nicht in die Praxis.
Das gilt beispielsweise auch für Krankschreibungen, die die Praxen bei bekannten Patienten aktuell für 14 Tage nach einem Anruf ausstellen und verschicken.
Grundsätzlich sollten Sie die aktuelle Situation vielleicht nutzen und über eine Patientenverfügung nachdenken, in der Sie Ihre eigenen Wünsche festhalten, für den Fall, dass Sie zu krank sind, um selbst Entscheidungen zu treffen. So wissen Ihre Familie und Ihre Ärzte, was Ihnen wichtig ist.
Corona und Krebs
Sollten Sie aktuell wegen einer Krebs-Erkrankung in Therapie sein, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt regelmäßig die Vor- und Nachteile, die Therapie wie geplant fortzusetzen, oder sie zu verschieben. Dies ist auch über eine Videokonferenz oder per Telemedizin möglich.
Eine kostenfreie ärztliche Telefon-Sprechstunde bietet außerdem der Verein Brustkrebs Deutschland an, jeden Montag von 17.30 bis 19 Uhr unter 0800 0 117 112.
Corona und Herz
Allen Herz-Kranken rät die Deutsche Herzstiftung zu erhöhter Aufmerksamkeit. Bei dem kleinsten Verdacht auf einen Infarkt sollten Sie sofort den Notruf 112 absetzen. Zu langes Warten bei einem Verdacht ist besonders gravierend bei Personen, die älter als 65 Jahre sind.
Typische Herzinfarkt-Symptome sind plötzlich einsetzende starke Schmerzen, die länger als fünf Minuten anhalten und sich in Ruhe nicht bessern (häufig: kalter Schweiß, Blässe, Übelkeit, Atemnot, Unruhe und Angst). Die Schmerzen sind überwiegend im Brustkorb, häufig hinter dem Brustbein, bisweilen auch nur im Rücken zwischen den Schulterblättern oder im Oberbauch.
Corona und Diabetes
Entscheidend für Menschen mit Diabetes ist ein gut eingestellter Blutzucker, denn stabile Glukose-Werte bedeuten auch ein geringeres Infektionsrisiko.
Diabetes-Beraterin Ulrike Thurm hat zudem noch praktische Vorschläge für einen guten Umgang mit der Zuckerkrankheit in Corona-Zeiten: „Eine gute Vorbereitung ist wichtig. Hierzu gehört zum Beispiel ein Vorrat an Diabetes-Mitteln – bestenfalls ausreichend für 30 Tage“, so die Expertin.
„Dabei ist es wichtig, die erforderlichen Gerätschaften und Medikamente in der doppelten Menge einzuplanen, falls sich z.B. ein CGM Sensor oder Insulin-Pumpenkatheter frühzeitig ablöst. Durch eine eventuelle (Corona-)Infektion wird außerdem die Insulinresistenz erhöht, was meist eine deutlich höhere Insulindosis erforderlich macht. Weiterhin kann es helfen, sich ein Konzept zu überlegen, wie im Falle einer Erkrankung die Stoffwechseldaten mit dem behandelnden Diabetes-Tteam geteilt werden können, um dann gemeinsam eine individuelle Therapie-Anpassung durchzuführen“, sagt Ulrike Thurm.
Auch das Thema Ketoazidose ist hier sehr wichtig, erklärt die Expertin – ein lebensgefährlicher Zustand bei Diabetes-Patienten aufgrund eines starken Mangels an Insulin, was zu einer Übersäuerung im Körper führt. „Bei schweren Infektionen ist die Insulin-Empfindlichkeit meist deutlich herabgesetzt, was wiederum das Risiko für die Entstehung dieser sehr schweren Stoffwechselentgleisung erhöht“, so die Expertin. Etwa 30-40 Prozent der ketoazidotischen Entgleisungen, die eine stationäre Behandlung erforderlich machen, sind auf eine Infektion zurückzuführen.
„Deshalb sollten Menschen mit einem Typ-1-Diabetes unbedingt sicherstellen, dass sie ausreichend geschult sind, was die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung einer Ketoazidose betreffen. Außerdem sollten die Patienten, um eine Ketoazidose sicher diagnostizieren zu können, ein Blutketon-Messgerät und Blutketon-Messstreifen zuhause haben“, sagt Ulrike Thurm.
Corona und Asthma
Deutsche Asthma-Spezialisten empfehlen aktuell, eine individuell eingestellte antiasthmatische Inhalations-Therapie (insbesondere auch eine ICS-Therapie) nicht zu ändern. Mehr Infos dazu finden Sie hier.
Gelten die aktuellen Lockerungen auch für Ältere?
Professor Hans Jürgen Heppner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am HELIOS Klinikum Schwelm und Inhaber des Lehrstuhls für Geriatrie der Universität Witten/Herdecke: „Ein Besuch der Enkelkinder bei den Großeltern – für eine beschränkte Zeit, ohne körperlichen Kontakt und unter Einhaltung der nun allen bekannten Hygieneregeln – ist sicher kein Problem. Aber auch nach den politischen Lockerungen ist SARS-CoV-2 noch nicht verschwunden!“
Sollte der Großvater beispielsweise chronisch krank sein, an einer ausgeprägten Lungenerkrankung oder von einer schwer einstellbaren Zuckerkrankheit leiden, sollten Besuche vermieden werden.“ Zudem sollte bei aufkommenden Schwierigkeiten weiterhin immer sofort der Arzt kontaktiert werden.
„Natürlich sagt es sich sehr einfach, Besuche kurz zu halten“, so Heppner. Aber was ist, wenn zwischen den Familien 500 Kilometer liegen und die Verwandten gerne über Nacht bleiben würden? „In diesem Fall würde ich trotz aller Lockerungen zum jetzigen Zeitpunkt davon abraten, ein ganzes Wochenende bei den Großeltern zu verbringen.“ (Stand: 11.5.2020)
Hände waschen nicht vergessen
Ansonsten gelten für Menschen mit Vorerkrankungen dieselben Empfehlungen, wie für alle anderen Menschen auch: Waschen Sie Ihre Hände häufig mit Wasser und Seife (mindestens 20 Sekunden lang) und vermeiden Sie, Ihr Gesicht zu berühren. Auch das Tragen eines Mundschutzes oder einer Behelfsmaske außer Haus kann vor einer Infektion schützen.