Ein Auftritt bei der „Höhle der Löwen“, zwei Kochbücher und 1.000 Eier pro Woche später ist der „Kuchentratsch“ in aller Munde. Dort backen Senioren köstliche Kuchen nach Omas Rezeptur. Zwei Rezepte verraten wir hier.
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Unsere Redakteurin Beate hat sich auf den Weg gemacht, um einige der köstlichen Kuchen zu verkosten. Und hat sogar zwei Rezepte mitgebracht.
Rezepte von Kuchentratsch
Bildrechte: ©Kuchentratsch
Redakteurin Beate zu Besuch bei Kuchentratsch
Bereits im Hinterhof riecht es nach Zimt und Schokolade, nach aufgehendem Teig und warmem Zucker oder kurz gesagt: nach Kuchenglück. Öffnet man die Tür, verstärkt sich das Geruchs-Gemisch und auch das Gelächter, das aus der großen Küche dringt. Willkommen im Back-Paradies an der Landsberger Straße in München – willkommen bei „kuchentratsch“!
Sechs Frauen und ein Mann, alle im Rentenalter, sind hier an diesem Mittwochmorgen am Werk. Es gibt viel zu tun, 96 Kuchen sind bestellt und müssen bis zum Nachmittag gebacken sein. Mit flinken Fingern verteilt Oma Irmgard dunkle Teigstücke auf der hellen Quarkmischung, insgesamt sieben Russische Zupfkuchen stehen auf ihrem leicht fleckigen Zettel, den es heute Vormittag abzuarbeiten gilt.
Naschen erlaubt!
Zu ihrer Rechten rührt Eva-Maria vorsichtig einen feinen Brei aus roter Bete und Öl in den schokodunklen Teig. „Hier, probieren Sie!“, fordert Eva-Maria. Widerrede ist bei ihr zwecklos, und überhaupt: Ist nicht das Teignaschen ein wichtiger Bestandteil des Backvorgangs? Perfekt schmeckt Eva-Marias Gugelhupf-Teig – tief schokoladig mit feiner Rote-Bete-Note. Mmmh!
Eva-Maria hat in ihrem Leben vielerlei Berufe gehabt, Dolmetscherin, Hotelfachfrau, Kosmetikerin etwa. Ehrenamtlich ist sie seit gut 40 Jahren als Rettungssanitäterin beim Roten Kreuz unterwegs. Nach Eintritt der Rente im Sofa versinken? Für sie undenkbar. „Ich brauche eine Aufgabe. Und ich brauche andere Menschen um mich herum.“ Beides hat sie beim Münchner „kuchentratsch“ gefunden.
Treff und Tratsch in der Küche
2014 wurde der „Kuchentratsch“ von der damals 24-jährigen Betriebswirtin Katharina Mayer als Social Startup gegründet, also als ein Wirtschaftsunternehmen, bei dem weniger die Rendite als das Menschliche im Vordergrund steht. Vor allem Seniorinnen und Senioren können sich hier einbringen, bekommen die Chance, unter Leuten zu sein und Kontakte zu knüpfen. Denn ist die Küche nicht seit jeher ein Ort, an dem Leib und Seele gleichermaßen zu Hause sind?
Zwei „kuchentratsch“-Backbücher sind seit Gründung entstanden, sieben Vollzeitmitarbeiter organisieren nun Vertrieb, Logistik, Marketing und Buchhaltung. Und nachdem das Startup im Oktober 2018 bei der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ aufgetreten ist und unter anderem Carsten Maschmeyer als Investor gewinnen konnte, ist die nächste Erweiterung nur noch eine Frage der Zeit.
„Hier entstehen echte Freundschaften“
Pro Woche werden nun 75 Kilo Mehl und Zucker sowie etwa 1000 Eier in der immer zu kleinen Großküche verbacken – und 3600 Minuten am Ofen und über dem Rührgerät vertratscht. „Hier entstehen echte Freundschaften“, beteuert Oma Eva-Maria. Die Kuchen werden inzwischen nicht nur in München und Umgebung gegessen, sondern auch deutschlandweit ausgeliefert. Der Bestseller? Ist der Karottenkuchen von Oma Irmgard.
„Ich habe immer gerne gebacken“, erzählt die Seniorin, während sie den nächsten Kuchenteig anrührt. „Aber für mich alleine? Lohnt sich nicht.“ Beim „kuchentratsch“ aber kann sie ihrer Leidenschaft nachgehen – und wird dafür noch auf Minijob-Basis entlohnt. 35 SeniorInnen zählen inzwischen zum „Oma&Opa“-Team von „kuchentratsch“; wann und wie viel sie arbeiten, entscheiden sie selbst.
„Kalter Hund“ von Opa Günter

Auch Opa Günter backt fleißig mit
Wobei die Opas vor allem die bestellten Kuchen in München und Umgebung ausliefern, nur drei Senioren stehen auch am Ofen. Einer von ihnen ist Günter Haun, 78 Jahre alt. Das Kochen und Backen hat er sich aus alten Kochbüchern beigebracht, nachdem seine Ehefrau vor 13 Jahren plötzlich verstorben war: „Bis dahin war die Küche immer ihr Reich gewesen.“
Für ihn sind die Stunden in der Backstube nicht Belastung, sondern Bereicherung, „da wird viel gelacht, und ich lerne immer dazu“. Zu Hause ist jetzt immer Kuchen vorrätig zum Nachmittagskaffee, das gehört für Günter Haun zum Lebensgenuss unabdingbar dazu. Und wenn eines der sechs Enkel Geburtstag hat, gibt es einen „Kalten Hund“ von Opa Günter – Ehrensache.